Der Inbusschlüssel gehört zu den Gegenständen, die so allgegenwärtig sind, dass man sie für selbstverständlich hält. Doch wie sind diese handlichen Werkzeuge entstanden, wenn sie doch so unterschiedlich zu normalen Schraubendrehern sind? Mehr Kontaktflächen = höhere Sicherheit Es gibt schon seit Tausenden von Jahren Schrauben, aber erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurden sie zu einem Standardbefestigungsmittel. Bei den ersten Schrauben handelte es sich um Schlitz- und Flachkopfschrauben, die man mit einem Schlitzschraubendreher in Holz eindrehte. Das Problem bei Schlitzschrauben ist, dass der Schraubendreher aus dem Schlitz herausrutscht, vor allem, wenn man ein höheres Drehmoment anwendet, so dass die Schraube abreißt. Aus diesem Grund begannen innovative Amerikaner zwischen den 1860er und 1890er Jahren damit, Schrauben zu entwickeln, die eine quadratische oder dreieckige Form hatten. Anders als bei Schrauben mit nur einer einzigen Kontaktfläche zwischen Schaft und Schraubendreher gab es bei quadratischen oder dreieckigen Schäften drei oder vier Kontaktflächen. Mehr Kontaktflächen bedeuten ein geringeres Risiko, dass der Schraubendreher abrutscht. Zwar wurden die Patente für Schraubenköpfe mit Vierkant- oder Dreikantansatz bereits im 19. Jahrhundert angemeldet, doch erst 1908 kam der erste kommerziell genutzte Vierkantansatz auf den Markt. Viel Aufsehen erregten sie nicht. Erst der Schraubenkopf mit sechs Ecken setzte sich durch Doch irgendwann zwischen 1909 und 1910 patentierte ein Amerikaner namens William G. Allen einen Schraubenkopf mit sechseckiger Form und dazugehörigem Sechskantschlüssel, genannt Inbusschlüssel. Seine Firma, die Allen Manufacturing Company in Hartford, Connecticut, begann mit der Vermarktung dieser neuen Schraube als “Allen Safety Screw”. Die Standard Pressed Steel Company entwickelte 1911 ihre eigene Version der Innensechskantschraube und des dazugehörigen Sechskantschlüssels. Nach Aussage des Unternehmens erfolgte die Erfindung der Innensechskantschraube und des dazugehörigen Sechskantschraubendrehers gleichzeitig mit der Erfindung der Allen-Sicherheitsschraube und unabhängig davon. In anderen Ländern scheinen andere Erfinder etwa zur gleichen Zeit unabhängig voneinander Versionen der Sechskantschraube und des Sechskantschlüssels erfunden zu haben. Es war wohl eine Idee, deren Zeit gekommen war. Vermutlich waren die Arbeitssicherheitskampagnen der progressiven Bewegung ausschlaggebend für die Einführung des Sechskantkopfes. Der Sechskantkopf wurde als sicherere Alternative zu den traditionellen Schlitzschrauben angesehen, denn er verringerte das Abrutschen der Schraubendreher. Zudem ermöglichte das Design die Herstellung von Schrauben ohne Kopf oder mit Einstich, was die Gefahr verringerte, dass die Kleidung eines Arbeiters in einen Schraubenkopf geriet und in die Leitungsschächte gezogen wurde, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den Fabriken häufig verwendet wurden. Der zweite Weltkrieg brachte den Durchbruch Obwohl die Sechskantschraube viele Vorteile bot, konnte sie sich nur langsam durchsetzen. Es dauerte bis zum Zweiten Weltkrieg und der Schaffung des “Arsenals der Demokratie” durch die USA, bis sie weit verbreitet waren. Nach dem Weltkrieg wurden Sechskantschrauben in allen Arten von Maschinen wie Autos, Fahrrädern und Motorrädern allgegenwärtig. Gegen Ende der 1950er Jahre leistete IKEA Pionierarbeit mit dem Konzept der fertig zusammengebauten “Flat Pack”-Möbel, die von den Kunden mit Sechskantschrauben zusammengefügt werden sollten. Aufgrund der billigen Herstellung lieferte das Unternehmen einen L-förmigen Innensechskantschlüssel in der Verpackung mit, damit der Kunde seine gekauften Möbel zusammenbauen konnte, ohne selbst Werkzeug zu besitzen. Natürlich wurde diese Idee von den Herstellern aller Arten von montagefertigen Haushaltswaren aufgegriffen. Deshalb sollten Sie einen Satz Inbusschlüssel besitzen Inbusschlüssel/Schrauben sind in verschiedenen Größen erhältlich, und obwohl Sie wahrscheinlich ein breites Spektrum davon zu Hause herumliegen haben, da Sie im Laufe der Jahre viele Möbel zusammengebaut haben, ist es eine gute Idee, ein eigenes, “offizielles” Set zu haben. Zum einen könnte bei den zerlegten Möbeln, die Sie gekauft haben, ein Inbusschlüssel fehlen. Auf der Packungsliste steht, dass ein Inbusschlüssel dabei sein soll, aber es ist kein Inbusschlüssel dabei. Zweitens können Sie mit einem eigenen Satz von Inbusschlüsseln ein Möbelstück nicht nur zusammenbauen, sondern es auch später wieder auseinandernehmen. Wenn man nach dem Zusammenbau eines Möbelstücks den Schlüssel zusammen mit dem Rest der Verpackung in den Müll wirft, wie soll man dann vorgehen, wenn man das Möbelstück später abbauen muss, um es zu transportieren? Und wenn Sie ein Fahrrad besitzen, ist das meiste an ihm mit Sechskantschrauben befestigt. Wer es also selbst warten will, braucht auch hier einen Satz Inbusschlüssel.
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